Im letzten Post hatte ich ja schon ganz kurz und sachlich erläutert, wieso ich diesen Schauspieler einfach abgöttisch verehre und mit dieser Liebeserklärung soll es heute weitergehen.
Die meisten, die Benedict Cumberbatch kennen, werden ihn wahrscheinlich in "Sherlock" das erste Mal gesehen haben und zu genau dieser Gruppe gehöre ich auch. Aber es soll natürlich nicht nur um den wehrten Herrn Cumberbatch gehen, sondern vor allem um diese grandiose Serie.
Die Serie "Sherlock" basiert, wie unschwer zu erraten, auf den Büchern von Arthur Conan Doyle, welche ab 1887 veröffentlich wurden. Den Autoren, Mark Gatiss und Steven Moffat, gelingt hierbei das Kunststück, Strukturen und Details aus den alten Geschichten und diese nahtlos in die heutige, moderne Zeit einzuflechten und dadurch die Handlung, obwohl eigentlich im 19. Jahrhundert spielend, auch in der heutigen Zeit funktionieren zu lassen. Beispiele für verwendete Geschichten sind "A study in scarlet" oder "The Hound of the Baskerville".
Das Besondere ist, dass die Autoren nicht einfach nur die Geschichten mit modernen Elementen wiedererzählen, sondern eigene Geschichten bauen und dadurch ein gesamtes, neues Konstrukt um Sherlock Holmes und John Watson herum bauen.
So, Achtung, I'm talking actors now.
Hach. Sherlock. Benedict Cumberbatch. Eigentlich sind keine Worte notwendig, aber ich mach's trotzdem. Die Figur Sherlock wird in der Serie als "high functioning sociapath" beschrieben und eben so verhält er sich auch. Auf den ersten Blick unsensibel, unhöflich und unaufmerksam, aber eben nur auf den ersten Blick. Und hier kommt Cumberbatch zum Einsatz. Er schafft es, durch Blicke, durch Gesten und durch Mimik, dass man Sherlock trotzdem liebt. Man glaubt nicht an diese Oberfläche des Soziopathen, man sieht etwas Tieferes in ihm, was er nur versteckt (Theorien darüber gibt's beispielsweise auf Tumblr!) und ich weiß nicht, ob ein anderer Schauspieler das so gut und glaubhaft rüberbringen könnte. Sobald er in der Rolle ist, dann erkennt man ihn nicht mehr als Benedict Cumberbatch, der das Wort penguin nicht aussprechen kann, er ist dann Sherlock mit all seinem Sein. Und genau das macht ihn für mich so brilliant und bewundernswert als Schauspieler. Er spielt seine Figuren nicht, er wird zu ihnen und gibt alles, was er hat, um diese zu verkörpern. Übrigens kann ich hier auch nur wieder sagen: Wenn ihr könnt, schaut euch die Serie auf Englisch an. Seine Stimme...pure Gänsehaut.
Kommen wir zu seinem Gegenspieler, John Watson. John wird von Martin Freeman gespielt, der vielen bestimmt aus Filmen wie "Der Hobbit" oder der Serie "Fargo" bekannt ist, und auch dieser Rolle ist super besetzt. Grade im Zusammenspiel mit Cumberbatch, zeigt Martin Freeman einfach wie gut er schauspielern kann und die Chemie der Beiden ist super, es passt, wie man so schön sagt, wie Arsch auf Eimer. Grade in emotionalen Szenen bricht mir Freeman jedes Mal wieder das Herz und in einer bestimmten Szene muss ich jedes Mal wieder heulen, weil er es so emotional rüberbringt.
Aber auch die anderen Charaktere sind sehr gut besetzt, allen voran Mycroft Holmes, Sherlocks Bruder, der von Mark Gatiss gespielt wird, der ebenfalls als einer der Haupt-Autoren tätig ist. Ich liebe Mycroft einfach. Oh und natürlich, nicht zu vergessen, Andrew Scott, der Moriarty spielt. Großartiger Schauspieler, man hat quasi wirklich Angst vor ihm und kann den Wahnsinn in seinen Augen sehen. Wirklich großartig.
Oh, ganz wichtig: Die Kameraführung bzw. die Übergänge und so. Bereits in der ersten Folge ist mir die Kameraführung seeehr positiv aufgefallen, ohne, dass ich es wirklich beschreiben könnte. Ein paar Beispiele für Übergänge oder special effects sind mir aber grade noch eingefallen. Beispielsweise sitzt Sherlock in einer Szene auf dem Boden und vor ihm fliegen Zeitungsschlagzeilen in der Luft, die er mit seinen Fingern wegwischen kann oder er und John sitzen im Wohnzimmer und diskutieren über einen Tatort und plötzlich sitzen sie mit ihrem Sofa und der Wohnzimmerwand am Tatort, auf einer Wiese am Fluss. Mal ganz abgesehen davon, wie aufwendig solche Einstellungen sind, ist das einfach mal was Neues, Aufregendes.
Noch kurz ein paar allgemeine Punkte vor dem großen Fazit: Sherlock wurde das erste Mal 2010 ausgestrahlt und hat mittlerweile 3 Staffeln mit jeweils 3 Folgen. Letztes Jahr Weihnachten ist außerdem ein Weihnachtsspecial erschienen, welches tatsächlich im viktorianischen Zeitalter spielt, so wie die eigentlichen Geschichten von Doyle damals auch. Ende 2016 erscheint (ENDLICH!!!) die vierte Staffel der Serie.
Fazit: Ja, was soll ich noch sagen. Die Serie ist ein Genuss. Jede Folge ist spannend und zieht einen komplett in ihren Bann. Was mir jedoch am Besten gefällt, ist, dass es nicht nur um die Fälle geht, sondern vor allem um die Freundschaft zwischen Sherlock und John, um ihre Geschichte und ihre Charakterentwicklung, genauso wie zum Beispiel um die Entwicklung zwischen Sherlock und seinem älteren Bruder Mycroft. Es ist nicht nur eine Detektivserie, es ist vor allem eine Serie, in der es um Freundschaft, um Liebe und um persönliche Entwicklung geht und trotzdem werden auch wichtige, aktuelle Themen angesprochen wie beispielsweise psychische Krankheiten oder Feminismus.
Kleiner Tipp noch am Ende: Falls ihr euch die Serie auf DVD kauft, kauft euch direkt alle. Die Cliffhanger sind sowas von grausam, das bereut man sonst nur im Nachhinein!
Funfact:
Als ich im Januar in London war, konnte ich es mir als kompletter Sherlock-Nerd natürlich nicht nehmen lassen, wenigstens die offizielle Fassade von Johns und Sherlocks Wohnung zu besuchen. Noch dazu waren wir bei "Speedy's" essen, da haben Benedict Cumbatch, Mark Gatiss und eigentlich alle anderen Schauspieler auch schon gegessen und es war nicht nur lecker und günstig, sondern auch echt eine schöne Erfahrung. An den Wänden hängen überall Bilder von dem Ladenbesitzer und und den Schauspielern und man hatte wirklich ein wenig das Gefühl, als würden Sherlock und John gleich schnell zum Mittagessen vorbei kommen.